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    Mit etwas Abstand...

    15. Februar 2014 | Direktlink

    Seit meinem 500m-Wettbewerb sind nun schon ein paar Tage vergangen, aber an meiner erstaunlich guten Laune hat sich nichts geändert. Natürlich bin ich nicht zufrieden mit dem 6. Platz: Das Ziel, eine Medaille zu gewinnen, habe ich verfehlt. Andererseits konnte ich in einem Wettkampf mit unglaublich hohem Niveau beweisen, dass ich zur Weltspitze gehöre und ein Wörtchen mitzureden habe. Es gibt nur drei Medaillen und ich bin nicht die Einzige, die mit großen Ambitionen an diese Spiele herangegangen ist und nun ohne Siegerehrung nach Hause fährt. Das ist insofern tröstlich, dass man sieht, dass auch andere Topläuferinnen, in der Form ihres Lebens und mit den besten Trainingsbedingungen, sich nicht einfach ihre Medaillen abholen können. Es ist schon eine großartige Leistung, hier unter die Top 6 zu kommen.

    In den zwei harten Trainingsjahren mit dem Fokus auf den 11. Februar 2014 habe ich viel gelernt: Über meine eigene Leistungsfähigkeit, das Verschieben von Grenzen und die Kraft, die darin liegt, einfach an einen Traum zu glauben, sei er noch so unrealistisch.
    Ich habe mein Ziel erreicht, mit dem guten Gefühl meine olympische Karriere zu beenden, mein bestes gegeben zu haben und zu keinem späteren Zeitpunkt bereuen zu müssen, es nicht noch einmal versucht zu haben.

    Die nächsten Tag werde ich die guten Trainingsbedingungen vor Ort nutzen, um mich auf die letzten Weltcuprennen vorzubereiten. Natürlich wird sich auch noch die ein oder andere Gelegenheit bieten, den Rest der Mannschaft anzufeuern und/oder das sonnige Wetter zu genießen.

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    Kalter Wind und kurze Wege

    3. Februar 2014 | Direktlink

    Nach zwei verregneten Tagen haben wir nun schönstes Winterwetter: Kalter Wind und strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Ich wäre sehr dafür, dass alle, die sich vor den Spielen über subtropisches Klima und Spiele unter Palmen mokiert haben, die nächsten zwei Wochen in Flip-Flops und kurzen Hosen verbringen und sich anschließend noch einmal über die klimatischen Bedingungen äußern.
    Mir gefällt hier bisher sehr gut. Zu meiner Überraschung gibt es im Freizeitbereich des Dorfes eine kleine, aber gut sortierte Bibliothek: Von russischen und englischsprachigen Klassikern über Kafka und Stefan Zweig bis zu J. K. Rowling und Stephen King - es ist alles dabei. Der einzige Nachteil ist, dass sowohl der Freizeitbereich, als auch Mensa und Kraftraum in großen Zelten untergebracht sind und man ständiger Heizungs- oder Zugluft ausgesetzt ist. Für stabilere Gebäude hat dann wohl das Geld nicht mehr gereicht...
    Die Wege zur Eishalle sind kurz, mit dem Rad brauche ich nicht länger zum Training als zu Hause. Sicherheitskontrollen gibt es keine, da das Olympisches Dorf und Olympischer Park eine Sicherheitszone bilden und einzig die Zugangsberechtigung kontrolliert wird. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass das Dorf keinen Anschluss an „normales“ städtisches Leben hat. Konnte ich in Vancouver nach wenigen Metern schon Kaffee trinken, Sushi essen oder in einen Supermarkt gehen, kämpft man sich jetzt an Absperrungen, abenteuerlichen Baustellen und neuen Hafenanlagen vorbei, bevor man etwas von Sotschi-Adler zu sehen bekommt.
    Ansonsten merkt man, wie die Spannung steigt: Gestern ist das zweite Kreuzfahrtschiff/Hotelschiff in den Hafen eingelaufen, die Flugzeuge fliegen im Minutentakt den in der Nähe gelegenen Flughafen an, im Stadion wird die Eröffnungsfeier geprobt und überall werden noch kleinere Dinge gebaut und verschönert.
    Meine Generalprobe habe ich bei einem kleinen Wettkampf am Mittwoch, eine gute Gelegenheit, um schon einmal die Abläufe zu proben und das Eis unter Maximalbelastung zu testen.

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    Erste Eindrücke

    31. Januar 2014 | Direktlink

    Über einen kleinen Umweg am Mittwochabend über Frankfurt ging am Donnerstag unser Flug nach Sotschi. Auch für den Piloten war es etwas Besonderes, da er die Strecke zum ersten Mal geflogen ist. Uns wurde aber versichert, dass der Landeanflug über das Schwarze Meer ausgiebig im Simulator geübt wurde. Wenigstens wusste die Crew wo es hingeht, denn noch am Security Check wurde ich gefragt, zu was für einem Turnier wir denn fliegen würden...
    Der Empfang in Sotschi war sehr freundlich, alles hat wunderbar geklappt. Entgegen aller Befürchtungen durften wir unsere Lebensmittel behalten und die Sicherheitskontrollen verliefen zügig und ohne Probleme.
    Nach einem ersten Orientierungsspaziergang im Olympischen Dorf war dann auch mein Frachtgepäck angekommen und es hieß erst einmal, Sachen zu sortieren und zu verstauen. Unser Zimmer ist groß genug und mit Ausblick auf den Olympiapark und das Schwarze Meer - jetzt noch ein bisschen Sonne und die Urlaubsstimmung wäre perfekt.
    Da noch nicht alle internationalen Eisschnellläufer angekommen sind, war das erste Training in der Adler Arena auch sehr entspannt. Gut, dass ich die Halle schon kannte, zu viele neue Eindrücke sind am Ende dann auch ganz schön anstrengend.

  • Werbefreie Spiele...

    26. Januar 2014 | Direktlink

    Die von Pierre de Coubertin mit ins Leben gerufenen Olympischen Spiele der Neuzeit haben sich zu einem Ereignis entwickelt, bei dem es nicht nur um sportliche Erfolge und Emotionen, sondern auch um eine Menge Geld geht. Auf den ersten Blick, das heißt, auf Fotos, in Fernsehbildern und auf der Webseite werbefrei, arbeitet im Hintergrund eine gigantische Marketingmaschine. Exklusive internationale und nationale Sponsoren sichern sich die Rechte, mit der gut geschützten Marke „Olympia“ werben zu dürfen. Davon profitieren natürlich auch der DOSB und wir Sportler. Ohne Sponsoren wäre es nicht möglich, die Mannschaft gut eingekleidet und mit ausgeklügelter Logistik nach Sotschi zu schicken und vor Ort für eine besonderer Atmosphäre, z.B. im Deutschen Haus zu sorgen. Auch bei diversen Angeboten und Überraschungen im Olympischen Dorf und in der Olympiastadt ist das Sponsorenlogo nicht zu übersehen, wenn man möchte, kann man als Teilnehmer Stunden damit verbringen, die besten, mehr oder weniger nützlichen Geschenke einzusammeln.
    Doch die Sache hat einen Haken: Um die Exklusivität zu waren, ist es den Sportlern während der Spiele nicht erlaubt, für eigene langjährige Sponsoren und Unterstützer zu werben, sie zu erwähnen oder dezent darauf hinzuweisen. Eine Veröffentlichung eigener Eindrücke auf Homepage und Facebook ist ausdrücklich erwünscht, d.h. die Marke Olympia soll bekannt gemacht und emotional aufgeladen werden, aber bitte ohne die Einbindung eigener Sponsorenlogos. „Werbefreies Umfeld“ heißt hier das Zauberwort.
    So exklusiv, profiliert und werbewirksam wie die Marke Olympia ist aber auch der erhoffte olympische Erfolg. Und so profitiert nach Olympia hoffentlich wieder der Athlet - ein System, bei dem es gilt, die Balance zu wahren, damit der Sportler nicht Mittel zum (Werbe)zweck wird.

  • Teil der Mannschaft

    23. Januar 2014 | Direktlink

    Über diverse Medienkanäle wurde es verbreitet: Die Olympiamannschaft ist komplett. Manche konnten im letzten Moment auf den Zug aufspringen, andere wissen schon seit dem ersten Weltcup, dass Sie die Qualifikationskriterien erfüllt haben.
    Für mich war es gar kein Thema, die Qualifikation zu erreichen, die große Aufgabe wartet in Sotschi, die Nominierung war als reine Formsache geplant. Und doch macht es mich jetzt Stolz, Teil der Mannschaft zu sein.
    Gerade wenn man sieht, wie groß die Freude bei denjenigen ist, die kaum noch auf eine Teilnahme hoffen konnten und jetzt doch die Qualifikation geschafft haben, wird einem bewusst, wie groß der Mythos Olympia doch noch ist und welche Anziehungskraft die Spiele haben.
    Auf der anderen Seite ist die Trauer und Enttäuschung derjenigen groß, die das Ziel nicht erreicht haben. Da geht es nicht nur um verpasste Chancen und missglückte Wettkämpfe in dieser Saison, sondern um vier Jahre, die einem im ersten Moment verschenkt und nutzlos vorkommen. Ich musste diese Erfahrung selber nie machen, weiß aber, wie knapp die Entscheidung sein kann, dabei zu sein oder zuzugucken.

    Leider wird das Mannschaftsgefühl getrübt durch die Tatsache, dass die Spiele zwischen Küstenregion und Bergregion aufgeteilt sind und es somit wieder zwei olympische Dörfer geben wird. Biathleten, Ski-Alpin-Sportler oder Bobfahrer werde ich maximal zur Eröffnung- und Schlussfeier treffen, der tägliche Austausch mit anderen Sportlern beschränkt sich auf die Eisdisziplinen.
    Und doch ist die Vorfreude groß, mit erfolgter Nominierung bekommen wir heute auch einen Teil der Einkleidung ausgehändigt (die Reisebekleidung, nicht zu verwechseln mit Trainings-, Wettkampf-, Präsentations-, Interview-, Freizeit-, und, und, und - Bekleidung) - dann kann es von mir aus losgehen.

  • 2000 Seoul 3 Bilder 2003 Calgary 2004 Nagano

    Januar ohne Sprint-WM

    15. Januar 2014 | Direktlink

    Ein bisschen komisch ist es schon, wenn ein großer Wettkampf ansteht und ich gemütlich zu Hause sitze, statt in Japan mit den anderen Läufern vor Ort zu sein. Die Sprint-WM wird dieses Jahr ohne mich stattfinden - nachdem ich seit 14 Jahren immer am Start war, wird sich der ein oder andere schon die Augen reiben, wenn mein Name nicht auf der Teilnehmerliste steht.
    Meine Nichtteilnahme war langfristig geplant: Vor allem war die lange Reise nach Nagano ausschlaggebend, die in Kombination mit dem ungeliebten Sprintvierkampf einen schwer einzuschätzenden Einfluss auf die Formkurve haben kann. Der Fokus liegt auf den 500m in Sotschi, da muss die Vernunft siegen und auch mal ein Wettkampf weggelassen werden.

    Für die letzen Vorbereitungen geht es noch einmal ein paar Tage nach Inzell - mit Umweg über die Einkleidung in Erdingen - dann fliegt die ganze Mannschaft Ende Januar nach Russland.